Projekt Wohnformen

Eine empirische Untersuchung zur sozialen Einbindung älterer Menschen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften und stationären Hausgemeinschaften

Über uns

Evangelische Hochschule Dresden

University of Applied Sciences in Social Work, Education and Nursing

Team

Lilo Dorschky
Projektleitung

Soziologin, Supervisorin

Irén Horváth
Projektleitung

Krankenschwester, Psychologin, Professorin für Praxisentwicklung und Organisation der Pflege

Petra Schneider-Andrich
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Soziologin

Christin Kulling
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kommunikationspsychologin

Angesichts demographischer Entwicklungen zeichnet sich ein erheblicher Bedarf an Wohn- und Versorgungsangeboten für ältere und von Demenz betroffene Menschen ab. Dabei nehmen auch gemeinschaftliche Wohnformen im ambulanten und stationären Bereich zu.

Gegenstand des Forschungsvorhabens sind anbieterverantwortete ambulant betreute Wohngemeinschaften und stationäre Hausgemeinschaften. Mit diesen Wohnformen wird u.a. der Wunsch verbunden, gemeinschaftlich mit anderen leben zu können, um nicht einsam zu sein. In dem Forschungsprojekt soll untersucht werden, inwieweit die genannten Wohnformen diesem Wunsch gerecht werden und welche Möglichkeiten zur Entwicklung von Gemeinschaft und sozialer Einbindung bestehen.

Das Projekt bietet die Möglichkeit, mehr über das soziale Miteinander von Bewohner:innen ambulant betreuter Wohn- und stationärer Hausgemeinschaften zu erfahren. Es ergeben sich Anregungen für alle Beteiligten (Bewohner:innen, Personal, Angehörige, Träger), wie die soziale Einbindung und Gemeinschaft in einer Wohngruppe entsprechend den unterschiedlichen Bedürfnissen und auch Erkrankungen der Bewohner:innen unterstützt und gefördert werden kann. Dies trägt zum Wohlbefinden aller bei.

Der Entwicklung von ambulant betreuten Wohn- und stationären Hausgemeinschaften liegt ein Paradigmenwechsel zu Grunde: Ziel ist es, den Fokus weg vom bloßen Pflegen pflegebedürftiger älterer Menschen hin zum ermöglichenden und gelebten Alltag sowie gemeinsamen Wohnen zu verlagern.

Die Strukturen der gemeinschaftlichen Wohnformen sollen ‚familienähnlich‘ und alltagsnah sein. Die Selbstbestimmung und Selbständigkeit der Bewohner:innen soll möglichst lang erhalten und unterstützt werden, indem die Bewohner:innen das Alltagsleben weiterhin aktiv (mit-) gestalten. Dabei werden die Bewohner:innen von einem Team aus Pflege- und Präsenzkräften unterstützt.

WohnformZielgruppeRäumeBeteiligte
Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind…… für bis zu 12 pflegebedürftige Menschen, vielfach mit der Diagnose ‚Demenz‘… ein zentral gelegener gemeinsam genutzter Wohn-, Koch- und Essbereich sowie davon ausgehend bis zu 12 Einzelzimmer mit eigenem Bad oder auch gemeinsam genutztem Bad zusammen in einer großen Wohnung.… Bewohner:innen, deren Angehörige, Präsenz- und Pflegekräfte, die zusammen den Alltag verbringen. Die Präsenz- und Pflegekräfte unterstützen die Bewohner:innen.
Stationäre Hausgemeinschaften sind…… für bis zu 12 ältere und pflegebedürftige Menschen, vielfach mit der Diagnose ‚Demenz‘… ein abgegrenzter Wohn- und Pflegebereich in einem Pflegeheim mit bis zu 12 Einzel- oder Doppelzimmern mit eigenem Bad sowie einem zentralen Wohn-, Koch- und Essbereich, in dem sich die Bewohner:innen treffen können.… Präsenz- und Pflegekräfte, die eine überschaubare Gruppe von Bewohner:innen versorgen und im Alltag unterstützen.

Zu Beginn des Forschungsvorhabens stellte sich die grundlegende Frage, welche Auswirkungen demenzbedingte kognitive Einschränkungen auf die Fähigkeit zur Beziehungsgestaltung und Gemeinschaftsbildung haben können. Deswegen wurde eine wissenschaftliche Fachexpertise zum Thema „Kommunikation und Interaktion unter Menschen mit Demenz“ in Auftrag gegeben. Ziel war es, einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand zu dieser Thematik zu erhalten.

 

(Kann bei Interesse angefragt werden)

Ergebnisse

Das Forschungsprojekt ist multiperspektivisch angelegt und erfolgte in vier Etappen, wobei die vierte Etappe aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie noch nicht abgeschlossen ist:

  1. Etappe: Durchführen von Expert:inneninterviews
  2. Etappe: Besuch von Modelleinrichtungen
  3. Etappe: Verfolgen der medialen Darstellung der sozialen Situation von Bewohner:innen in stationären Einrichtungen unter Pandemiebedingungen
  4. Etappe: Durchführen ethnografischer Feldforschung

Zur Vorbereitung der ethnografischen Feldforschung in Wohn- und Hausgemeinschaften erfolgte der Besuch von Einrichtungen, die besondere Gemeinschaftskonzepte für ältere pflegebedürftige und/oder dementiell erkrankte Menschen entwickelt haben. In diesen von uns so genannten ‚Modelleinrichtungen‘ fanden Hausbegehungen sowie Interviews mit Leitungspersonen statt. Ziel der Interviews war, die jeweiligen konzeptionellen Ideen und darin enthaltenen Vorstellungen von Gemeinschaft kennenzulernen.

 

Ergebnisse

1. In Bezug auf die Vorstellungen der Leitungskräfte:

Von den befragten Personen werden im Wesentlichen drei verschiedene Deutungsmuster von Gemeinschaft zur Beschreibung des sozialen Lebens in Wohn- und Hausgemeinschaften herangezogen:

  • Gemeinschaft als basales soziales Bedürfnis
  • Gemeinschaft als Anregung und Aktivität
  • Gemeinschaft als sich selbstentwickelndes Gebilde

Es ist davon auszugehen, dass diese jeweiligen Deutungsmuster auch verschiedene Handlungsoptionen begründen.

Horváth et al. (2021): Sichtweisen auf Gemeinschaft von älteren pflegebedürftigen Menschen. Vortrag zur gemeinsamen Fachtagung der Sektion III: Sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie und der Sektion IV: Soziale Gerontologie und Altenarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG), September 2021

 

2. In Bezug auf die Methodik des Forschungsprojektes:

  • Beobachtung ist die einzig mögliche Methode, um das komplexe Geschehen innerhalb der Bewohnerschaft von Wohn- und Hausgemeinschaften zu erfassen
  • Es ist wichtig, sowohl die individuale Perspektive einzelner Bewohner:innen als auch das Beziehungsgefüge im Ganzen in den Blick zu nehmen

Mit Beginn der Schließungen der Pflegeeinrichtungen für Besuchspersonen aufgrund der Corona-Pandemie wurde die mediale Berichterstattung zum Leben von Menschen in Pflegeeinrichtungen verfolgt. Dabei wurden vor allem Zitate von interviewten Personen in den Blick genommen.

 

Ergebnis

Angehörige, Mitarbeitende sowie Fachexpert:innen erwähnen nur selten die Bewohnerschaft in den Einrichtungen als soziale Ressource. Hingegen nennen die Bewohner:innen selbst die anderen Bewohner:innen durchaus als wichtige soziale Ressource.

Dorschky et al. (2021): Soziale Einbindung älterer Menschen in gemeinschaftlichen Wohnformen – Eine empirische Untersuchung in ambulant betreuten Wohngemeinschaften und stationären Hausgemeinschaften. Beitrag im ehs-Forschungsnewsletter, Ausgabe Nr. 1, Januar 2021

Der Zugang zu den Einrichtungen wurde durch die Corona-Pandemie erschwert, so dass dieses Vorhaben erst teilweise realisiert werden konnte. Bisher konnten ethnografische Beobachtungen in zwei Wohngemeinschaften durchgeführt werden. Erste Eindrücke bzw. Ergebnisse aus diesen Beobachtungen konnten in folgenden Präsentationen und Artikeln vorgestellt werden:

Blick in die Zukunft

Wie soll es weitergehen? Sobald es wieder möglich ist, Wohn- und Hausgemeinschaften ohne Einschränkung und Gefährdung der Bewohner:innen zu besuchen, möchten wir die ethnografische Forschung in Wohn- und Hausgemeinschaften fortsetzen. Neue Ergebnisse werden dann unter „Aktuelles“ veröffentlicht.

Aus dem gewonnenen empirischen Material möchten wir Empfehlungen ableiten und der Praxis zur Verfügung stellen. Wenn es soweit ist, werden wir unter „Aktuelles“ darüber informieren.

Aktuelles

2023

Alle Projektergebnisse sind nun veröffentlicht und hier nachzulesen: zur Publikation Neben der Darstellung unserer theoretischen Vorüberlegungen, de...

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2023

Die Frage, inwieweit Einsamkeit ein oder kein Thema für Menschen in ambulant betreuten Wohngemeinschaften ist, geht eine neue Veröffentlichung nach....

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Handlungsempfehlungen

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Kontakt

Sollten Sie Interesse am Austausch zum Thema oder Fragen haben – dann nehmen Sie Kontakt mit uns auf: Projekt.Wohnformen@ehs-dresden.de